Wenn wir nicht so bauen, warum sollten es dann andere tun?

Dipl.-Ing. Melanie Schlegel

Freie Redakteurin

Ganz in der Nähe vom Naherholungsgebiet Untreusee steht seit dem Frühjahr 2021 das neue Verwaltungsgebäude der AS-Bau Hof GmbH im oberfränkischen Hof an der Saale. Teils öffnet es sich zum Straßenraum mit großen Verglasungen, teils verschließt es sich hinter Sonnenschutz-Lamellen aus grün-grauem Streckmetall. Die Familie Dick, die inzwischen in der zweiten Generation die Geschäfte der AS-Bau Hof führt, entschied sich für diesen Büroneu- und Erweiterungsbau, der nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Lang Hugger Rampp realisiert wurde. Ziel war es, attraktive Arbeitsräume für alle 28 Mitarbeiter*innen aus der Bauleitung und Verwaltung zu schaffen. Außerdem sollte der Bau gleichermaßen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit vereinen. Geschäftsführer Dr. Thomas Dick erläutert die Entscheidung für dieses Bauvorhaben: „Wir müssen als Unternehmer heute einfach mehr tun, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.“ Er ergänzt: „Und natürlich auch, um neue zu gewinnen. Der Nachwuchs spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle.“ 

Bilbao-Effekt auf Oberfränkisch

Welches Phänomen steckt dahinter? Menschen identifizieren sich gerne mit schönen Dingen. Die Formel: schönes Produkt ist gleich schöner Mensch. Dieses Prinzip gilt auch für Häuser und Städte. Berühmtestes Beispiel ist das nordspanische Bilbao. Dort schoss der Wirtschafts-Index nach der Eröffnung des Guggenheim-Museums – ein ausdrucksstarker Bau aus der Feder des US-amerikanischen Architekten Frank O. Gehry – derart in die Höhe, dass man nun vom sogenannten Bilbao-Effekt spricht. Ein Effekt, der die gezielte Aufwertung von Orten durch ansprechende Architektur bezeichnet. Reichlich Aufwertungs-Potenzial für das Viertel hat auch der Neu- und Erweiterungsbau der AS-Bau Hof. Anders als Bilbao baute man in Hof angenehm bodenständig. „Uns war wichtig, dass wir uns mit dem Gebäude identifizieren können“, erläutert Thomas Dick. „Natürlich denken wir neu und modern, aber wir stehen auch mit zwei Beinen auf dem Boden.“ 

Abriss? Nein danke!

vorher/nachher Konzeptskizze

Als das Bestandsgebäude aus den 1970er-Jahren baufällig wurde, war die Familie Dick gezwungen zu handeln. Für den Entscheidungsprozess holten sie sich Unterstützung vom Architekturbüro Lang Hugger Rampp. Die Varianten „Abreißen, neu Bauen“ standen zur Disposition ebenso wie „Erhalten, Sanieren und Erweitern“ oder auch „Umziehen in ein anderes Gebäude“. Nach etwa einem Jahr fiel die Entscheidung, den Bestand zu erhalten, zu sanieren und mit einem Neubau zu erweitern. „Kunsthistorisch war der Bestandsbau dem sogenannten Brutalismus zuzuordnen“, erläutert Architekt Thomas Rampp. „Es handelte sich um ein massives Sichtbeton-Gebäude, das in den 1970er-Jahren auch als ‚Béton brut‘ gefeiert wurde, heute aber nicht mehr unseren Werten entspricht. Für uns stand deshalb von Anfang an fest: Wenn der Bestand erhalten wird, dann möchten wir ihn in einer neuen Gebäudeform integrieren und ein neues großes Ganzes schaffen.“

„Kunsthistorisch war der Bestandsbau dem
sogenannten Brutalismus zuzuordnen“

Offenheit, Komfort und Gleichberechtigung

Deshalb zeigt sich der Verwaltungssitz von außen wie ein einziges Gebäude – ein zweigeschossiger Neubau. Er öffnet sich dem Straßenraum sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss mit großen Verglasungen. Ein mäanderndes Band aus grün-grauen Sonnenschutzlamellen, die je nach Witterung geschlossen oder geöffnet sind, umhüllt den Bau. Dass sich dahinter zwei Häuser aus zwei Jahrzehnten – 1977 und 2021 – verbergen, sieht man dem Gebäude von außen nicht an. Innen dagegen schon. Und zwar ohne Einbußen an Komfort oder Ästhetik. Das war den Bauherren wichtig. „Alle Mitarbeiter*innen sind bei uns gleichberechtigt und wir achten auf einen gleichberechtigten Umgang“, sagt Thomas Dick. Dass dies gelungen ist, bestätigt Mitarbeiter Roland Böhner. „Egal, ob Alt- oder Neubau – alle Büros sind gleichwertig ausgestattet. Mehr noch: Wir durften uns alle zum Einzug noch spezielle Ausstattung wünschen.“ Roland Böhner ist seit Februar 2020 als Bautechniker bei der AS-Bau Hof angestellt. Seine langjährige Erfahrung als Bauleiter stellte er unter anderem mit der Objektüberwachung des Innenausbaus bei diesem Bauvorhaben unter Beweis. „Für mich ist der Bau etwas Einzigartiges und ich freue mich jeden Tag darüber, dass ich hier arbeiten darf. Immer, wenn ich das Gebäude betrete, sehe ich regelrecht, dass hier ein junger, innovativer und zukunftsorientierter Geist herrscht. Als Arbeitnehmer beruhigt es mich, dass mein Arbeitgeber viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte, vorausdenkt. Es verleiht uns allen Sicherheit.“

Hommage an den Bestand

Bauteile aus den 1970er-Jahren wie die Bestandsaußenwände inklusive Schalungsmuster, die Kassettendecke oder die alte Betontreppe blieben in ihrer Ursprünglichkeit erhalten. Manche wurden marginal überarbeitet; zum Beispiel mit einem staubbindenden Anstrich. Einige historische Bauelemente inszenierten die Architekten aber auch bewusst. Besonders ausdrucksstark zeigen sich demnach die tiefen Fensterlaibungen im Altbau, die bei der Sanierung mit geöltem Eichenholz belegt wurden. Sie sind so tief, dass sie bei Besprechungen gerne auch als Sitzgelegenheit genutzt werden. 

Innovativ und zukunftsweisend

Modernste Technik und Gebäudeautomation gehören ebenso dazu: Die Verschattung ist sonnenstandgeführt, innen regeln Präsenzmelder das Kunstlicht und wenn innerhalb von fünf Jahren die Photovoltaik-Anlage angeschlossen ist, ist das Ziel eines auf den gesamten Lebenszyklus bezogenen treibhausgasneutralen Plusenergiegebäudes erreicht. Sogar Forschungsprojekte der Technischen Universität München hängen am Planungsprozess mit dran. Wissenschaftler*innen untersuchen dabei das Nutzerverhalten in Bezug auf den Energieverbrauch des Gebäudes. Und schon vor der Planung erforschten sie, inwieweit ein lebenszyklusbasiertes treibhausgas-neutrales Plusenergiegebäude plan- und realisierbar ist, das sich darüber hinaus ökonomisch rechnet. „Moderner geht’s kaum!“, freut sich Thomas Dick. Das Bekennen zum treibhausgasneutralen und ressourcenschonenden Bauen ist inzwischen auf der ganzen Welt salonfähig. Das war nicht immer so: „Als wir 2016 mit der Planung begannen, wurden wir von dem ein oder anderen noch belächelt“, sagt Thomas Dick und mutmaßt, welche Häme er und seine Familie geerntet hätten: „‘Für so einen Mist wollt ihr auch noch Geld ausgeben?‘ hat sicherlich so mancher gedacht“ Aber gute Architektur hat die Kraft, ein Statement zu setzen. Dessen waren sich die Geschäftsführer bewusst. „Unser neuer Firmensitz ist ein Unikat! Er ist nicht nur schön, sondern er ist auch innovativ und zukunftsweisend. Außerdem wissen wir jetzt über ökologisches Bauen Bescheid. Dieses Wissen können wir unseren Kunden eins zu eins weitergeben.“

Fazit

Mit dem Neu- und Erweiterungsbau der AS-Bau Hof zeigen Architekten und Bauherren beispielhaft, wie die Bauindustrie vorangetrieben werden kann und welche herausragende Bedeutung dem Megathema Klimaschutz zukommt. Die Verantwortlichen haben bewiesen, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Oder in den Worten von Thomas Dick: „Wenn wir nicht so bauen, warum sollten es dann andere tun?“ 

Ganz in der Nähe vom Naherholungsgebiet Untreusee steht seit dem Frühjahr 2021 das neue Verwaltungsgebäude der AS-Bau Hof GmbH im oberfränkischen Hof an der Saale. Teils öffnet es sich zum Straßenraum mit großen Verglasungen, teils verschließt es sich hinter Sonnenschutz-Lamellen aus grün-grauem Streckmetall. Die Familie Dick, die inzwischen in der zweiten Generation die Geschäfte der AS-Bau Hof führt, entschied sich für diesen Büroneu- und Erweiterungsbau, der nach den Plänen des Münchner Architekturbüros Lang Hugger Rampp realisiert wurde. Ziel war es, attraktive Arbeitsräume für alle 28 Mitarbeiter*innen aus der Bauleitung und Verwaltung zu schaffen. Außerdem sollte der Bau gleichermaßen Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit vereinen. Geschäftsführer Dr. Thomas Dick erläutert die Entscheidung für dieses Bauvorhaben: „Wir müssen als Unternehmer heute einfach mehr tun, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.“ Er ergänzt: „Und natürlich auch, um neue zu gewinnen. Der Nachwuchs spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle.“ 

Welches Phänomen steckt dahinter? Menschen identifizieren sich gerne mit schönen Dingen. Die Formel: schönes Produkt ist gleich schöner Mensch. Dieses Prinzip gilt auch für Häuser und Städte. Berühmtestes Beispiel ist das nordspanische Bilbao. Dort schoss der Wirtschafts-Index nach der Eröffnung des Guggenheim-Museums – ein ausdrucksstarker Bau aus der Feder des US-amerikanischen Architekten Frank O. Gehry – derart in die Höhe, dass man nun vom sogenannten Bilbao-Effekt spricht. Ein Effekt, der die gezielte Aufwertung von Orten durch ansprechende Architektur bezeichnet. Reichlich Aufwertungs-Potenzial für das Viertel hat auch der Neu- und Erweiterungsbau der AS-Bau Hof. Anders als Bilbao baute man in Hof angenehm bodenständig. „Uns war wichtig, dass wir uns mit dem Gebäude identifizieren können“, erläutert Thomas Dick. „Natürlich denken wir neu und modern, aber wir stehen auch mit zwei Beinen auf dem Boden.“ 

Bilbao-Effekt auf Oberfränkisch

Abriss? Nein danke!

Als das Bestandsgebäude aus den 1970er-Jahren baufällig wurde, war die Familie Dick gezwungen zu handeln. Für den Entscheidungsprozess holten sie sich Unterstützung vom Architekturbüro Lang Hugger Rampp. Die Varianten „Abreißen, neu Bauen“ standen zur Disposition ebenso wie „Erhalten, Sanieren und Erweitern“ oder auch „Umziehen in ein anderes Gebäude“. Nach etwa einem Jahr fiel die Entscheidung, den Bestand zu erhalten, zu sanieren und mit einem Neubau zu erweitern. „Kunsthistorisch war der Bestandsbau dem sogenannten Brutalismus zuzuordnen“, erläutert Architekt Thomas Rampp. „Es handelte sich um ein massives Sichtbeton-Gebäude, das in den 1970er-Jahren auch als ‚Béton brut‘ gefeiert wurde, heute aber nicht mehr unseren Werten entspricht. Für uns stand deshalb von Anfang an fest: Wenn der Bestand erhalten wird, dann möchten wir ihn in einer neuen Gebäudeform integrieren und ein neues großes Ganzes schaffen.“

„Kunsthistorisch war der Bestandsbau dem
sogenannten Brutalismus zuzuordnen“

Deshalb zeigt sich der Verwaltungssitz von außen wie ein einziges Gebäude – ein zweigeschossiger Neubau. Er öffnet sich dem Straßenraum sowohl im Erd- als auch im Obergeschoss mit großen Verglasungen. Ein mäanderndes Band aus grün-grauen Sonnenschutzlamellen, die je nach Witterung geschlossen oder geöffnet sind, umhüllt den Bau. Dass sich dahinter zwei Häuser aus zwei Jahrzehnten – 1977 und 2021 – verbergen, sieht man dem Gebäude von außen nicht an. Innen dagegen schon. Und zwar ohne Einbußen an Komfort oder Ästhetik. Das war den Bauherren wichtig. „Alle Mitarbeiter*innen sind bei uns gleichberechtigt und wir achten auf einen gleichberechtigten Umgang“, sagt Thomas Dick. Dass dies gelungen ist, bestätigt Mitarbeiter Roland Böhner. „Egal, ob Alt- oder Neubau – alle Büros sind gleichwertig ausgestattet. Mehr noch: Wir durften uns alle zum Einzug noch spezielle Ausstattung wünschen.“ Roland Böhner ist seit Februar 2020 als Bautechniker bei der AS-Bau Hof angestellt. Seine langjährige Erfahrung als Bauleiter stellte er unter anderem mit der Objektüberwachung des Innenausbaus bei diesem Bauvorhaben unter Beweis. „Für mich ist der Bau etwas Einzigartiges und ich freue mich jeden Tag darüber, dass ich hier arbeiten darf. Immer, wenn ich das Gebäude betrete, sehe ich regelrecht, dass hier ein junger, innovativer und zukunftsorientierter Geist herrscht. Als Arbeitnehmer beruhigt es mich, dass mein Arbeitgeber viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte, vorausdenkt. Es verleiht uns allen Sicherheit.“

Offenheit, Komfort und Gleichberechtigung

Bauteile aus den 1970er-Jahren wie die Bestandsaußenwände inklusive Schalungsmuster, die Kassettendecke oder die alte Betontreppe blieben in ihrer Ursprünglichkeit erhalten. Manche wurden marginal überarbeitet; zum Beispiel mit einem staubbindenden Anstrich. Einige historische Bauelemente inszenierten die Architekten aber auch bewusst. Besonders ausdrucksstark zeigen sich demnach die tiefen Fensterlaibungen im Altbau, die bei der Sanierung mit geöltem Eichenholz belegt wurden. Sie sind so tief, dass sie bei Besprechungen gerne auch als Sitzgelegenheit genutzt werden. 

Hommage an den Bestand

Innovativ und zukunftsweisend

Modernste Technik und Gebäudeautomation gehören ebenso dazu: Die Verschattung ist sonnenstandgeführt, innen regeln Präsenzmelder das Kunstlicht und wenn innerhalb von fünf Jahren die Photovoltaik-Anlage angeschlossen ist, ist das Ziel eines auf den gesamten Lebenszyklus bezogenen treibhausgasneutralen Plusenergiegebäudes erreicht. Sogar Forschungsprojekte der Technischen Universität München hängen am Planungsprozess mit dran. Wissenschaftler*innen untersuchen dabei das Nutzerverhalten in Bezug auf den Energieverbrauch des Gebäudes. Und schon vor der Planung erforschten sie, inwieweit ein lebenszyklusbasiertes treibhausgas-neutrales Plusenergiegebäude plan- und realisierbar ist, das sich darüber hinaus ökonomisch rechnet. „Moderner geht’s kaum!“, freut sich Thomas Dick. Das Bekennen zum treibhausgasneutralen und ressourcenschonenden Bauen ist inzwischen auf der ganzen Welt salonfähig. Das war nicht immer so: „Als wir 2016 mit der Planung begannen, wurden wir von dem ein oder anderen noch belächelt“, sagt Thomas Dick und mutmaßt, welche Häme er und seine Familie geerntet hätten: „‘Für so einen Mist wollt ihr auch noch Geld ausgeben?‘ hat sicherlich so mancher gedacht“ Aber gute Architektur hat die Kraft, ein Statement zu setzen. Dessen waren sich die Geschäftsführer bewusst. „Unser neuer Firmensitz ist ein Unikat! Er ist nicht nur schön, sondern er ist auch innovativ und zukunftsweisend. Außerdem wissen wir jetzt über ökologisches Bauen Bescheid. Dieses Wissen können wir unseren Kunden eins zu eins weitergeben.“

vorher/nachher Konzeptskizze

Mit dem Neu- und Erweiterungsbau der AS-Bau Hof zeigen Architekten und Bauherren beispielhaft, wie die Bauindustrie vorangetrieben werden kann und welche herausragende Bedeutung dem Megathema Klimaschutz zukommt. Die Verantwortlichen haben bewiesen, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Oder in den Worten von Thomas Dick: „Wenn wir nicht so bauen, warum sollten es dann andere tun?“ 

Fazit