Technische Universität München
Auf die Frage, was das nachhaltige Bauen ausmacht, antwortet Prof. Dr. Werner Lang prompt:
Nachhaltiges Bauen bedeutet so zu bauen, dass auch künftigen Generationen ein erfülltes und gesundes Leben ermöglicht wird. Wir müssen uns dieser Verantwortung stellen - für unsere Kinder, Enkel und Urenkel.
Lang ist Inhaber des Lehrstuhls für energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen an der Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt der Technischen Universität München (TUM). Mit seinem wissenschaftlichen Team zeichnete er für die ressourcen- und umweltbezogene Lebenszyklusanalyse des Büroneu- und Erweiterungsbaus der AS-Bau Hof verantwortlich, das Architekturbüro Lang Hugger Rampp für dessen Entwurf. Architektur ist für Lang eine Lebensaufgabe. Das nachhaltige Bauen eine Selbstverständlichkeit. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass der Hofer Bürobau als treibhausgas-neutrales Plusenergiegebäude konzipiert wurde. Ende 2020 war es fertig und bereit für den Einzug von rund 30 Mitarbeiter*innen.
Mit der Lebenszyklusanalyse steht dieses Projekt auch für künftige Bauvorhaben Modell. Denn bereits im frühen Planungsstadium wurde es auf ökologische, energetische und ökonomische Werte für 50 Jahre Lebensdauer berechnet und bewertet. Damit erhielten die Bauherren eine wertvolle Entscheidungsgrundlage, wie und mit welchem Invest der Bau realisiert werden konnte. Weiter zeigt dieses Projekt vorbildlich, wie man verantwortungsvoll mit den großen Herausforderungen Klimawandel, Ressourcenschonung oder Wertstabilität umgehen kann.
Die Lebenszyklusanalyse ist ein wesentlicher Bestandteil im energieeffizienten und nachhaltigen Planen und Bauen. Sie untersucht den ökologischen, energetischen und ökonomischen Wert eines Gebäudes in Bezug auf seine gesamte Lebensdauer einschließlich Material, Betrieb, Rückbau und Wiederverwendung. „Das Wissen, wie grundlegend nachhaltig gebaut werden kann, ist in der Breite der Baupraxis leider noch nicht vorhanden“, erläutert Prof. Dr. Werner Lang. „Vorzeige-Projekte wie dieses hier in Hof bieten meinem Berufsstand eine gute Gelegenheit, Bauherren, Städte oder Kommunen für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen zu sensibilisieren und zu begeistern“, freut sich Lang, und erläutert die Herausforderungen: „In der Regel denken Bauherren erst einmal nur an Investitionskosten, nicht aber an Aufwände, die später im Betrieb eines Gebäudes oder danach entstehen. Diese gegeneinander abzuwägen, ist unsere Aufgabe.“
Dank der Förderung durch die Bayerische Bauwirtschaft im Rahmen des Forschungsprojekts „Eco+Office AS-Bau Hof: Plusenergie und CO₂-Neutralität“ fiel es den Entscheidern bei der AS-Bau Hof leicht, ihrem Bauvorhaben zum Planungsbeginn einer Lebenszyklusanalyse zu unterziehen. „Im Ergebnis“, resümiert Lang, „hat die Familie Dick ein hervorragendes Gebäude erhalten, das sich über den Zeitraum von 50 Jahren rechnet – ökologisch und ökonomisch.“ Die Unterstützer der Bayerischen Bauwirtschaft waren vom Erfolg dieses Projektes so begeistert, dass sie nun auch ein Anschluss-Forschungsprojekt fördern. Bis Mitte 2022 wird das energetische Nutzerverhalten untersucht. Temperaturen, Raumluftqualität und Feuchtigkeit werden hierbei in Relation zum tatsächlichen Nutzerverhalten gestellt.
Praktizierende Architekten oder Planer wie Lang haben das Know-how, wie nachhaltiges Bauen gelingen kann. Sie können ihren Bauherren Alternativen für Konstruktionsweisen oder Materialeinsatz aufzeigen und gegeneinander abwägen. Vor allem in puncto Energieverbrauch, Ökologie oder Kosten, aber auch im Hinblick auf die Wiederverwertbarkeit der Bauteile. Entsprechende Online-Datenbanken unterstützen diesen Prozess. Die Madaster-Plattform beispielsweise stellt aktuelle Informationen über den finanziellen und zirkulären Wert der verwendeten Materialien, Produkte und Elemente zur Verfügung. Ebenso sind die Toxizität, die CO₂-Werte und das Wiederverwendungspotenzial erfasst. Auch Bauteilbörsen wie die deutschen Plattformen bauteilnetz.de oder restado.de sowie ihre niederländischen Pendants oudebouwmaterialen.nl oder repurpose.nl entstanden, weil die Wiederverwendbarkeit von Baustoffen oder -Elementen mehr und mehr an Wert gewonnen hat und die Nachfrage steigt.
Themen wie „Design for disassembly (recyclinggerechtes Planen)“, Vorfertigung, Holz- oder Stahl-Leichtbauweisen, modulares und recyclinggerechtes Bauen sowie die digitale Fertigung von Bauteilen und Bauteil-Verbindungen werden beim nachhaltigen Bauen immer wichtiger. „Wenn man will, ist das nachhaltige Bauen eigentlich schon heute viel einfacher und billiger als das, was wir auf den meisten Baustellen sehen“, sagt Lang. „Aber die Realität ist ernüchternd: Wider besseres Wissen verkleben wir zum Beispiel unser Baumaterial immer wieder untrennbarer Weise, sodass bei einem Abbruch wertvolle Rohstoffe einfach nur auf einem Schuttplatz landen, statt diese wieder in den Rohstoff-Kreislauf rückzuführen. Und das, obwohl heute dank der Digitalisierung vieles schon einfacher ist. Denken Sie an japanische Holzbau-Steckverbindungen! Diese mussten früher aufwändig gefertigt und manuell nachbehandelt werden. Heute fertigt diese Details eine CNC-Fräse. Und zwar so präzise, dass sämtliche Nachbearbeitung entfällt.“
Um beim Bauen wirkliche Klimaneutralität zu erreichen, muss die Preisgestaltung berücksichtigt werden. Bei eigengenutzten Gebäuden – egal, ob Wohnungs- oder Geschäftshaus – zahlt sich das nachhaltige Bauen in der aktuellen Gesetzeslage aus. Anders bei Rendite-Objekten. Diese sind besonders dann sehr attraktiv, wenn ein Gebäude schnell und kostengünstig errichtet und anschließend weiterverkauft wird. „Solche Geschäftsmodelle passen nicht zum nachhaltigen Bauen“, sagt Lang. „Erst wenn neben dem Material- und Energieaufwand für die Errichtung des Gebäudes der gesamte Energie- und Ressourcenverbrauch eines Gebäudes über seine gesamte Lebensdauer angegeben werden müsste, würden die tatsächlichen Gesamtkosten transparent gemacht werden. Diese inkludieren auch die umweltbezogenen und damit gesellschaftsrelevanten Kosten.“ Angaben über CO₂-Werte für Material und Betrieb wünscht sich der Universitätsprofessor in Gesetzesform. Das ist unter anderem auch für den Rückbau von Belang, da sich hier das Einsparpotenzial der grauen Energie besonders bemerkbar macht. „Wenn wir aufrichtig klimaneutral leben wollen“, sagt Lang, „ist es zwingend nötig, ökologische Aspekte in den Gesamtwert eines Gebäudes einzurechnen. Erst dann werden wir nachhaltig handeln. Darin liegt die echte Chance!“
Auf die Frage, was das nachhaltige Bauen ausmacht, antwortet Prof. Dr. Werner Lang prompt:
Nachhaltiges Bauen bedeutet so zu bauen, dass auch künftigen Generationen ein erfülltes und gesundes Leben ermöglicht wird. Wir müssen uns dieser Verantwortung stellen - für unsere Kinder, Enkel und Urenkel.
Lang ist Inhaber des Lehrstuhls für energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen an der Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt der Technischen Universität München (TUM). Mit seinem wissenschaftlichen Team zeichnete er für die ressourcen- und umweltbezogene Lebenszyklusanalyse des Büroneu- und Erweiterungsbaus der AS-Bau Hof verantwortlich, das Architekturbüro Lang Hugger Rampp für dessen Entwurf. Architektur ist für Lang eine Lebensaufgabe. Das nachhaltige Bauen eine Selbstverständlichkeit. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass der Hofer Bürobau als treibhausgas-neutrales Plusenergiegebäude konzipiert wurde. Ende 2020 war es fertig und bereit für den Einzug von rund 30 Mitarbeiter*innen.
Mit der Lebenszyklusanalyse steht dieses Projekt auch für künftige Bauvorhaben Modell. Denn bereits im frühen Planungsstadium wurde es auf ökologische, energetische und ökonomische Werte für 50 Jahre Lebensdauer berechnet und bewertet. Damit erhielten die Bauherren eine wertvolle Entscheidungsgrundlage, wie und mit welchem Invest der Bau realisiert werden konnte. Weiter zeigt dieses Projekt vorbildlich, wie man verantwortungsvoll mit den großen Herausforderungen Klimawandel, Ressourcenschonung oder Wertstabilität umgehen kann.
Die Lebenszyklusanalyse ist ein wesentlicher Bestandteil im energieeffizienten und nachhaltigen Planen und Bauen. Sie untersucht den ökologischen, energetischen und ökonomischen Wert eines Gebäudes in Bezug auf seine gesamte Lebensdauer einschließlich Material, Betrieb, Rückbau und Wiederverwendung. „Das Wissen, wie grundlegend nachhaltig gebaut werden kann, ist in der Breite der Baupraxis leider noch nicht vorhanden“, erläutert Prof. Dr. Werner Lang. „Vorzeige-Projekte wie dieses hier in Hof bieten meinem Berufsstand eine gute Gelegenheit, Bauherren, Städte oder Kommunen für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen zu sensibilisieren und zu begeistern“, freut sich Lang, und erläutert die Herausforderungen: „In der Regel denken Bauherren erst einmal nur an Investitionskosten, nicht aber an Aufwände, die später im Betrieb eines Gebäudes oder danach entstehen. Diese gegeneinander abzuwägen, ist unsere Aufgabe.“
Dank der Förderung durch die Bayerische Bauwirtschaft im Rahmen des Forschungsprojekts „Eco+Office AS-Bau Hof: Plusenergie und CO2-Neutralität“ fiel es den Entscheidern bei der AS-Bau Hof leicht, ihrem Bauvorhaben zum Planungsbeginn einer Lebenszyklusanalyse zu unterziehen. „Im Ergebnis“, resümiert Lang, „hat die Familie Dick ein hervorragendes Gebäude erhalten, das sich über den Zeitraum von 50 Jahren rechnet – ökologisch und ökonomisch.“ Die Unterstützer der Bayerischen Bauwirtschaft waren vom Erfolg dieses Projektes so begeistert, dass sie nun auch ein Anschluss-Forschungsprojekt fördern. Bis Mitte 2022 wird das energetische Nutzerverhalten untersucht. Temperaturen, Raumluftqualität und Feuchtigkeit werden hierbei in Relation zum tatsächlichen Nutzerverhalten gestellt.
Praktizierende Architekten oder Planer wie Lang haben das Know-how, wie nachhaltiges Bauen gelingen kann. Sie können ihren Bauherren Alternativen für Konstruktionsweisen oder Materialeinsatz aufzeigen und gegeneinander abwägen. Vor allem in puncto Energieverbrauch, Ökologie oder Kosten, aber auch im Hinblick auf die Wiederverwertbarkeit der Bauteile. Entsprechende Online-Datenbanken unterstützen diesen Prozess. Die Madaster-Plattform beispielsweise stellt aktuelle Informationen über den finanziellen und zirkulären Wert der verwendeten Materialien, Produkte und Elemente zur Verfügung. Ebenso sind die Toxizität, die CO2-Werte und das Wiederverwendungspotenzial erfasst. Auch Bauteilbörsen wie die deutschen Plattformen bauteilnetz.de oder restado.de sowie ihre niederländischen Pendants oudebouwmaterialen.nl oder repurpose.nl entstanden, weil die Wiederverwendbarkeit von Baustoffen oder -Elementen mehr und mehr an Wert gewonnen hat und die Nachfrage steigt.
Themen wie „Design for disassembly (recyclinggerechtes Planen)“, Vorfertigung, Holz- oder Stahl-Leichtbauweisen, modulares und recyclinggerechtes Bauen sowie die digitale Fertigung von Bauteilen und Bauteil-Verbindungen werden beim nachhaltigen Bauen immer wichtiger. „Wenn man will, ist das nachhaltige Bauen eigentlich schon heute viel einfacher und billiger als das, was wir auf den meisten Baustellen sehen“, sagt Lang. „Aber die Realität ist ernüchternd: Wider besseres Wissen verkleben wir zum Beispiel unser Baumaterial immer wieder untrennbarer Weise, sodass bei einem Abbruch wertvolle Rohstoffe einfach nur auf einem Schuttplatz landen, statt diese wieder in den Rohstoff-Kreislauf rückzuführen. Und das, obwohl heute dank der Digitalisierung vieles schon einfacher ist. Denken Sie an japanische Holzbau-Steckverbindungen! Diese mussten früher aufwändig gefertigt und manuell nachbehandelt werden. Heute fertigt diese Details eine CNC-Fräse. Und zwar so präzise, dass sämtliche Nachbearbeitung entfällt.“
Um beim Bauen wirkliche Klimaneutralität zu erreichen, muss die Preisgestaltung berücksichtigt werden. Bei eigengenutzten Gebäuden – egal, ob Wohnungs- oder Geschäftshaus – zahlt sich das nachhaltige Bauen in der aktuellen Gesetzeslage aus. Anders bei Rendite-Objekten. Diese sind besonders dann sehr attraktiv, wenn ein Gebäude schnell und kostengünstig errichtet und anschließend weiterverkauft wird. „Solche Geschäftsmodelle passen nicht zum nachhaltigen Bauen“, sagt Lang. „Erst wenn neben dem Material- und Energieaufwand für die Errichtung des Gebäudes der gesamte Energie- und Ressourcenverbrauch eines Gebäudes über seine gesamte Lebensdauer angegeben werden müsste, würden die tatsächlichen Gesamtkosten transparent gemacht werden. Diese inkludieren auch die umweltbezogenen und damit gesellschaftsrelevanten Kosten.“ Angaben über CO2-Werte für Material und Betrieb wünscht sich der Universitätsprofessor in Gesetzesform. Das ist unter anderem auch für den Rückbau von Belang, da sich hier das Einsparpotenzial der grauen Energie besonders bemerkbar macht. „Wenn wir aufrichtig klimaneutral leben wollen“, sagt Lang, „ist es zwingend nötig, ökologische Aspekte in den Gesamtwert eines Gebäudes einzurechnen. Erst dann werden wir nachhaltig handeln. Darin liegt die echte Chance!“